PANS/PANDAS
oft verkannte Ursachen von Zwängen & psychischen Symptomen
Neu auftretende Zwangssymptome in der Kindheit sowie weitere „plötzliche Entwicklungsrückschritte“ wie erneutes nächtliches Einnässen, Trennungsängste, emotionale Instabilität und Schulschwierigkeiten können auf eine bislang unterschätzte Ursache hindeuten, die in der Psychiatrie oft unerkannt bleibt.
Etwa 2% der Bevölkerung leiden unter einer Zwangsstörung im Laufe ihres Lebens, meist mit Beginn in der Kindheit.
Hierzu zählen Gedanken oder Impulse, die sich gegen den Willen immer wieder aufdrängen, obwohl sie als unsinnig erkannt werden. Häufig sind Zwangsgedanken mit unangenehmen Gefühlen wie Angst, Schuld oder Ekel assoziiert.
Zwangshandlungen werden als repetitive, stereotype Verhaltensweisen definiert, die unangenehme Gefühle der Zwangsgedanken reduzieren. Die Betroffenen fühlen sich gedrängt, diesen Handlungen nachzugeben (Kontrollverlust).
Häufige Themen einer Zwangsstörung sind:
- Reinlichkeit (z.B. Waschzwänge)
- Prüfen und kontrollieren (z.B. ob Tür zu ist, der Herd aus)
- Zählen (z.B. Hausnummern) und ordnen, Symmetrie
- Magisches Denken
- (Angst vor) Aggression, Schuld
- Sexuelle Inhalte
Was wenige Psychiater wissen ist:
Mögliche Ursache einer Zwangsstörung können im PANS/PANDAS-Syndrom liegen.
Bezeichnet eine Autoimmunreaktion nach Infektion mit Streptokokken oder anderen Erregern bzw. Entzündung mit Neuropsychiatrischen Symptomen:
- “Pediatric Autoimmune Neuropsychiatric Disorders Associated with Streptococcal infections” (PANDAS) / „Pädiatrisches Akut einsetzendes neuropsychiatrisches Syndrom (PANS)
- “Pediatric Acute-onset Neuropsychiatric Syndrome” (PANS) / Pädiatrisches Akut einsetzendes Neuropsychiatrisches Syndrom durch Streptokokken (PANDAS)
Das Leitsymptom ist eine neue Zwangsstörung mit plötzlich auftretenden Zwängen plus weitere neuropsychiatrische Symptome (z.B. epileptische Anfälle, motorische Rückschritte etwa im Schreiben, neue emotionale Auffälligkeiten).
PANS und PANDAS sind autoimmune Phänomene, die nach einer Entzündung im Mandel-, Hals- oder Mittelohrbereich auftreten, die oft durch Streptokokken verursacht wird. Diese Entzündung führt zu einer Autoimmun-Reaktion gegen Nervenzellen, was z.B. zu plötzlichen Beeinträchtigungen der Motorik, Emotionalität und Sprache führen kann.
Klassische Merkmale für PANDAS sind plötzlich auftretende Zwänge, Tics und zwanghafte Handlungsweisen von der Kindheit bis zur Pubertät. Häufig handelt es sich um einen akut auftretenden, schwankenden Verlauf, verbunden mit Streptokokkeninfektionen. Es zeigen sich neurologische Symptome, einschließlich motorischer und sprachlicher Beeinträchtigungen.
PANS bedeutet eine allgemeine Immunreaktion auf bakterielle und virale Infektionen. Die Symptome ähneln Zwangsstörungen oder Essstörungen. Klassische Merkmale für PANS sind:
- Abrupter Beginn einer Zwangsstörung oder Essstörung
- Mindestens 2 neuropsychiatrische Symptome mit ähnlichem akuten Beginn
- Innere Unruhe und/oder Trennungsangst
- Sensorische Reizverstärkung oder motorische Verschlechterung
- Verhaltensregression
- plötzliche Verschlechterung der schulischen Leistungen
- Stimmungsschwankungen
- Symptome in Verbindung mit den Harnwegen
- Körperliche Symptome (einschließlich Schlafstörungen)
Zur Diagnose müssen mindestens 2 dieser Kriterien zutreffen, und die Symptome können nicht durch andere Erkrankungen besser erklärt werden.
Die Therapieempfehlungen für PANS und PANDAS basieren auf der Behandlung der zugrunde liegenden Infektionen. Immunmodulierende und entzündungshemmende Therapien können eingesetzt werden. Zudem bewährt sich Hilfe im Symptommanagement, z.B. durch Psychotherapie.
Weitere Informationen und Behandlungsempfehlungen des PANS/PANDAS Research Consortium sind unter www.pandasppn.org/jcap2017 verfügbar.
Es ist wichtig zu betonen, dass eine frühzeitige Diagnose und adäquate Therapie entscheidend sind.
Für weitere Informationen sehen Sie gerne mein YouTube Video an:
https://youtu.be/aQqg0xBLk0c
Oder besuchen die angegebene Website für vertiefende Einblicke:
https://www.pandasppn.org/german/
Ich hoffe, dass diese Informationen dazu beitragen, das Bewusstsein für diese Syndrome zu schärfen. Vielen Dank fürs Lesen.
Ihre Dr. Frigowitsch